Ich geh so sicher durch die Welt,
Weil du so ruhig mir vertraust;
Ich hab‘ dein Glück auf mich gestellt
Und weiß, daß du auf Quadern baust.
Als ich dich sah, liebtest du mich,
Ich liebte dich, als du mich sahst:
Und dieser Stolz, der Stolz auf dich,
Ist eitel nicht, noch angemaßt.
Sagst du dies, wie uns hold geschah,
Sag‘ ich’s? Fürwahr, ich weiß es kaum!
Du warst mein Traum, eh ich dich sah;
Seit ich dich sah, bist du mein Traum…
Dein Antlitz von Hugo von Hofmannsthal
Dein Antlitz war mit Träumen ganz beladen.
Ich schwieg und sah dich an mit stummem Beben.
Wie stieg das auf! Daß ich mich einmal schon
In frühern Nächten völlig hingegeben Dem Mond und dem zuviel geliebten Tal,
Wo auf den leeren Hängen auseinander
Die magern Bäume standen und dazwischen
Die niedern kleinen Nebelwolken gingen Und durch die Stille hin die immer frischen
Und immer fremden silberweißen Wasser
Der Fluß hinrauschen ließ – wie stieg das auf! Wie stieg das auf! Denn allen diesen Dingen
Und ihrer Schönheit – die unfruchtbar war –
Hingab ich mich in großer Sehnsucht ganz,
Wie jetzt für das Anschaun von deinem Haar
Und zwischen deinen Lidern diesem Glanz!
Lust auf Verstecken? Ich versteck mich,
du suchst! Wenn du mich findest, machen wir
schönen, geilen Sex! Falls du mich nicht
finden solltest, ich bin im Schrank!
Manchmal da vermiss ich dich.
Manchmal hab ich Angst um dich.
Manchmal denk ich an dich und merke,
dass du etwas ganz besonderes für mich bist!
Die erste Liebe von Johann Georg Fellinger
Die erste Liebe füllt das Herz mit Sehnen
Nach einem unbekannten Geisterlande,
Die Seele gaukelt an dem Lebensrande,
Und süße Wehmut letzet sich in Tränen.
Da wacht es auf, das Vorgefühl des Schönen,
Du schaust die Göttin in dem Lichtgewande,
Geschlungen sind des Glaubens leise Bande,
Und Tage rieseln hin auf Liebestönen.
Du siehst nur sie allein im Widerscheine,
Die Holde, der du ganz dich hingegeben,
Nur sie durchwebt deines Daseins Räume.
Sie lächelt dir herab vom Goldgesäume,
Wenn stille Lichter an den Himmel schweben,
Der Erde jubelst du: Sie ist die Meine!
Ich liebe dich, weil ich dich lieben muss – Friedrich Rückert
Ich liebe dich, weil ich dich lieben muß;
Ich liebe dich, weil ich nichts anders kann;
Ich liebe dich nach einem Himmelschluß;
Ich liebe dich durch einen Zauberbann.
Dich lieb’ ich, wie die Rose ihren Strauch;
Dich lieb’ ich, wie die Sonne ihren Schein;
Dich lieb’ ich, weil du bist mein Lebenshauch;
Dich lieb’ ich, weil dich lieben ist mein Sein.
Ich bin mir meiner Seele – Theodor Storm
Ich bin mir meiner Seele
In deiner nur bewußt,
Mein Herz kann nimmer ruhen,
Als nur in deiner Brust!
Mein Herz kann nimmer schlagen
Als nur für dich allein.
Ich bin so ganz dein eigen,
So ganz auf immer dein.
Nachtgebet der Braut – Richard Dehmel
O mein Geliebter – in die Kissen
bet ich nach dir, ins Firmament!
O könnt ich sagen, dürft er wissen,
wie meine Einsamkeit mich brennt!
O Welt, wann darf ich ihn umschlingen!
O lass ihn mir im Traume nahn,
mich wie die Erde um ihn schwingen
und seinen Sonnenkuss empfahn.
Und seine Flammenkräfte trinken,
ihm Flammen, Flammen wiedersprühn,
oh Welt, bis wir zusammensinken
in überirdischem Erglühn!
O Welt des Lichtes, Welt der Wonne!
O Nacht der Sehnsucht, Welt der Qual!
O Traum der Erde: Sonne, Sonne!
O mein Geliebter – mein Gemahl!
Du liegst so gut in meinem Arm – Max Dauthendey
Du liegst so gut in meinem Arm,
So gut ruht nur in mir mein Herz.
Wir schweben wie das Feuer fort
Und leben nur der Küsse Leben.
Einst werden Sonn’ und Sterne kalt,
Uns hat der Tod vergessen müssen,
Und tausend, tausend Jahre alt
Leben wir noch in jungen Küssen.
Nachtgang – Otto Julius Bierbaum
Wir gingen durch die stille milde Nacht,
dein Arm in meinem, dein Auge in meinem.
Der Mond goß silbernes Licht über dein Angesicht,
wie auf Goldgrund ruhte dein schönes Haupt.
Und du erschienst mir wie eine Heilige,
mild, mild und groß und seelenübervoll,
heilig und rein wie die liebe Sonne.
Und in die Augen schwoll mir ein warmer Drang,
wie Tränenahnung.
Fester faßt’ ich dich und küßte, küßte dich ganz leise.